Mittwoch, 31. Oktober 2012

Kalter Türke 2.0

Der kalte Türke ist umgezogen. Weiter geht's auf http://www.sternschritt.com/category/kalter-turke-blog/

Donnerstag, 17. Dezember 2009

99 problems but a chick ain´t one

Ich denke gar nicht mehr an Zigaretten. Das ging so unheimlich schnell, dass es fast unheimlich ist. Als wäre der Schalter unbemerkt umgelegt worden und damit die Sucht aus meiner Erinnerung geblitz-dingst worden.

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass mein Kopf ständig an anderen Orten sein muss und sich nicht auf die Raucherei konzentrieren kann.

Wenn einem die Lohnsteuerkarte abhanden kommt.
Wenn einem der Arbeitgeber kein Geld überweisen will ohne das Papierchen.
Wenn die Bank einem dann Fragen stellt, wo das Geld bliebe und als Konsequenz die Auszahlung verneint.
Und die Behörden Geld wollen, damit man eine Lohnsteuerkarte ausstellen kann. Da wär ja nicht mal Geld für ne Packung.
Zum Glück ist das mittlerweile alles erledigt. Man denkt nicht wirklich an Zigaretten in solchen Phasen, eher an Essen, das auf den Tisch kommen soll.

Wenn man einerseits Bewerbungen schreiben muss um wieder eine bequeme Festanstellung zu bekommen und gleichzeitig die Anfänge von geträumter Selbstständigkeit auf den Weg bringen will. Wenn man schulisch in eine Projektarbeit eingebunden wird und nebenbei trotzdem irgendwie auch mal Geld verdienen muss.

Da bleibt einem keine Zeit ans Rauchen zu denken.

Wenn Weihnachten vor der Tür steht und man eine große Familie zu beschenken hat. In großen Kaufhäusern mit noch größeren Menschenmassen konkurrieren muss. Wenn der Schnee fällt und man sich für den Kälte-empfindlichsten Menschen in Oberbayern hält.

Da verschwendet man keinen Gedanken daran, eine Zigarette zwischen die Finger zu nehmen. Die Hände bleiben in den Handschuhen bleiben in den Jackentaschen.

Und dann kommen die Momente, in denen man entspannen kann. Wo man es sich bequem machen darf. Wärme spürt. Und immer noch keine rauchen will.

Dann wirken Probleme manchmal nur wie positiver Stress.






Sonntag, 13. Dezember 2009

Milky Way

Es gibt die unterschiedlichsten Methoden, mit denen man sich in den Glauben versetzen kann, das Rauchen aufzuhören.

Ein etwa 35 jähriger Mann steht auf den Treppen des Bahnhofeingangs neben mir. Sein Akzent verrät seine albanische Herkunft. Ob ich ein Zigarette will. Er hat sich gerade eine Schachtel aufgemacht. Jetzt, wo ich nicht mehr rauche, werden mir also sogar Zigaretten aus heiterem Himmel angeboten. Ein mir bisher unbekanntes Äquivalent zum Schnorren. "Nein, aufgehört."

Aufhören hatte er auch immer vor. Nie geschafft.

Angefangen hat alles auf einem Marktplatz, wo er sich öfter mit anderen Kindern getroffen hat um Kippen zu paffen. Einmal, als er gerade so halb inhalierte, klappste ihm eine Hand auf den Hinterkopf. Es war die seines Vaters, der zufällig zur selben Zeit am selben Ort vorbeikam. Der Schock saß dem Jungen im Gesicht. Sein 35-jähriges Alter Ego mimt einen unverkennbaren Ausdruck dieses Momentes nach. "Komm du mir nach Hause," kündigte der Vater an. Dort angekommen wurde der Junge dann verdroschen. "So richtig," meint er heute. Danach steckte er sich gleich eine neue Zigarette an. Sie habe ihm umso besser geschmeckt.

Als er in späteren Jahren arbeitslos wurde, in Geldproblemen steckte, wollte er weg von der Tabaksucht. Zu viel Kohle ging drauf. Wenn er nichts zu tun hat, raucht der Raucher öfter. Er erzählt von Kopfschmerzen, weil der Qualm langsam die Luft in der Wohnung ersetzte. Er versuchte weniger zu rauchen. Fünf bis acht Zigaretten am Tag. Dann wieder soviel wie möglich, um den Ekel heraufzubeschwören, der ihm die Lust aufs Rauchen verderben sollte.

Eine andere Methode war besonders drastisch: Er tunkte die Zigarette mit dem Filter in ein Glas Milch, ließ diesen etwas einweichen, schüttelte trocken und zündete an. Der Geschmack war so ekelerregend, dass er unverzüglich auf die Toilette rannte und sich kräftig auskotzte.
"Gebracht hat es auch nix."

Er raucht halt immer noch. Und könnte kotzen.


Sonntag, 6. Dezember 2009

Der Gotteskrieger aus Passau


Was ist jetzt echt? Die Revoluzzer-Mähne oder das aalglatte Fernseh-Grinsen? Oder etwa Nichts davon?

Einige Prediger kreuzten meine Wege in der Vergangenheit. Ich habe mir immer vorgenommen, nicht so zu werden wie sie, wenn auch ich einmal das Rauchen aufgäbe. Sie langweilen mich. Die, die nach drei Tagen ohne Zigarette schon ihren Sermon abgeben, wenn man sich selbst eine ansteckt. Die, die sich in ihrem neu gewonnenen Selbstwertgefühl suhlen, bzw. es durch Klugscheißerei aufrecht erhalten wollen. Die, die dir ständig aufzeigen, dass sie zu den besseren Menschen gehören, seitdem sie aufgehört haben zu rauchen.

Ich nenne sie scherzhaft Jesus. Und vor kurzem bin ich über die Mutter all dieser Jesi (korrekte Mehrzahl oder darf es wirklich nur einen geben?) gestolpert. Quasi Maria. In einem Zeitungsartikel. Ihr Name: Sebastian Frankenberger.

Der junge Passauer, 28, hat sein Lehramtsstudium für Mathematik und Physik leider nicht aufrechterhalten können. Was ist also der nächste logische Schritt? Genau, ein Theologiestudium! Aber auch das hält der Sebastian nicht durch. Na egal, es bleibt ja noch die Politik. Seine CSU-Karriere erfährt ein jähes Ende, als er sich für die Rettung eines Landstriches an Bäume festketten lässt. Wenig später findet er sich in der ÖDP wieder. Dort geht es natürlich bedeutend schneller "Assistent der Geschäftsleitung" zu werden und so steigt der fleißige Sebastian dann auch gleich mal auf. Nebenbei gewandet er sich im schicken mittelalterlichen Zwirne und arbeitet in diesem Aufzug als City-Guide in Linz und Salzburg.

Jetzt hat er seinen größten Coup gestartet und war dabei noch unerhört erfolgreich. Sein Volksbegehren für den Nichtraucherschutz wurde dankend angenommen und es bekam mehr bürgerliche Zustimmung als man erwarten konnte. "Wir haben ein bisschen Geschichte geschrieben," wird Hauptorganisator Frankenberger zitiert- nichts anderes als Geltungswahn lese ich zwischen diesen Zeilen.

Der freundliche Schwiegersohn-Hippie, in Wirklichkeit ein verkappter Fanatiker? Vielleicht ein berechnender (Mathematikstudium) Dogmatiker (Theologiestudium) mit Hang zum Radikalen (Baumbesetzung)? Einer der sich dessen gar nicht bewusst ist, weil er geblendet ist von dem Vorhaben, die Welt um jeden Preis zu verbessern? So wie er sie für richtig hält? Geführt durch seine Sonnenbrille der Nächstenliebe, die in dem Minderbegabten ganz erstaunliche Kräfte freisetzt? Ich kenne Herrn Frankenberger nicht und kann nur mein Vorurteil zum Besten geben. Aber dieser vernarrte Kampf gegen die freiheitliche Option eine Zigarette zu rauchen, wirkt auf mich bedrohlich. Ich traue dem Kerl nicht. Und ich bin jetzt auch Nichtraucher.

Was würde Jesus tun, wenn es um Nichtraucherschutz ginge? Auf ein Verbot beharren? Glaubst du das wirklich, werter Sebastian?

Hier folgen ein paar persönliche Interessen von Frankenberger, wie dieser sie auf seiner MySpace-Seite veröffentlichte. In meinen Augen höchst-verdächtig, aber macht euch euer eigenes Bild:

Sebastian Frankenberger: Interessen
AllgemeinTanzen, Theater, Politik, Religion, Natur, Kunst, das Leben an sich und die Menschen, wie die Welt funktionert und vor allem das Zusammenleben,...
MusikJazz, Kirchenmusik, Klassik, Filmmusik, v.a. Musik die mich auf Autofahrten durch die Natur zum Verlassen der Gedankenwelt bringt
FilmeWie im Himmel, Chocolat, Wer früher stirbt ist länger tot. Filme die tiefgründig sind, keine Gewalt verherrlichen, romatisch sind aber hauptsächlich mich in eine intellektuell ansprechende Welt entführen
FernsehenNachrichten, Dokumentationen, Politische Talkshows und ab und zu auch mal Fußball
BücherIch liebe Menschen zu lesen. Viel spannender als Bücher und man liest mit allen Sinnen! Sonst aber Kunstreiseführer von Dumont.
HeldenIn jedem Menschen steckt göttliches und schöpferisches. Das Entscheidende im Leben ist, sich dieser Verantwortung und Macht bewusst zu werden und im Achten des anderen und der Schöpfung glücklich zu leben.

Amen.

Donnerstag, 3. Dezember 2009

Der Spieler

Ich krame in meinen Taschen. Kann kein Ticket vorzeigen. Aber ich muss an der Haltestelle raus. Die Dame reagiert gereizt. Ich nenne sie in Gedanken "den Terrier", denn sie hat etwas Bissiges- Der Berti Vogts unter den Fahrscheinkontrolleuren. Ich drücke ihr nach Aufforderung meinen Personalausweis in die Hand, stürze aus der Tür und fordere sie auf, sich zu beeilen, mit auszusteigen. Im nächsten Moment ein ziemlich verdutzter Blick der Dame, die mich hinter geschlossenen U-Bahntüren anglotzt, und auf den Gleisen in Richtung Tunnel verschwindet. Ein grünes Dokument in ihrer Hand. Leider kommt sie nicht mehr zurück.

Wegen diesem Vorfall bin ich heute im Kundenzentrum der Münchner Verkehrsbetriebe. Circa 45 Minuten. Von einer Kollegin an die nächste überwiesen, welche mir dann erklärt, mein Ausweis befände sich entweder im Fundbüro oder im Schreibtisch ihrer Chefin. Die habe aber schon längst Feierabend. Mit leeren Händen mache ich mich wieder auf den Heimweg. Alles Scheiße.

"Alles Scheiße, Bruder" höre ich hinter mir. Ein schmächtiger Nordafrikaner steht plötzlich neben mir und gibt meinem Gedanken Ausdruck. Er ist keine 30 Jahre alt, hat eine braune Wollmütze auf dem Kopf und trägt eine Jacke im Camouflage-Stil. Anfangs scherze ich etwas mit ihm, aber als er sagt "das Leben soll vorbei sein" höre ich ein stärkeres Problem raus. Ich hake nach. Er deutet mit dem Zeigefinger auf seine müden Augen. "14 Stunden. Ich war 14 Stunden am Automaten. Habe 600 Euro verloren."

Ein Spieler also. Ein Zocker. Ich habe mich oft damit gebrüstet, nie auch nur eine Münze in ein solches Gerät geworfen zu haben. Ich war schon bei der Brotvermehrung Jesu Christi skeptisch und konnte auch die Geschichte von der Geldvermehrung durch blinkende und dudelnde Spielautomaten nicht glauben.

Der Afrikaner, nennen wir ihn einfach "Mo", war drei Tage unterwegs und ist von Spielhölle zu Spielhölle gewandelt. Jetzt ist er übermüdet, depremiert und bankrott. Er erzählt mir von seiner Sucht. Alles habe angefangen als er mit sechs Euro in der Hand vor einen Spielautomaten stand. Die Leute rieten ihm ab. Es sein ein schlechter Automat. Mo hat 800 Euro aus dem Ding gemolken. Natürlich glaubte er nach so einem Erfolg, er hätte Macht über die leuchtenden Knöpfe, aber in Wirklichkeit sind sie es, die immer mehr Macht über den Spieler haben.

Gier und Neid sind die zwei hässlichen Antriebe für einen Zocker. Wenn man einmal gewinnt will man immer mehr und wenn man sieht, dass sein Nachbar gerade 3000 Euro geholt hat, dann will man ihn übertrumpfen. Am Ende ist man immer pleite. Die Leute verlieren alles: Ihr Auto, ihre Familie, ihren Job. Sie werden hochgradig depressiv und unberechenbar. "Ich bin aber nicht süchtig, ich kann blos nicht aufhören," schließt Mo mit einem Augenzwinkern, das in der Müdigkeit jeden Witz verliert.

Das Glücksspiel bestimmt sein Leben. Es kontrolliert jeden seiner nächsten Schritte und hat ihn komplett vereinnahmt, das weiß er. Es wird das Erste sein, was er tut, wenn er sich nach dieser letzten Tour ausgeschlafen hat. "Ich könnte mit dem Spielen aber leichter aufhören als mit dem Rauchen." Ich weiß nicht, ob ich diese Aussage für bare Münze nehmen soll.

Unsere Wege trennen sich am Marienplatz. Für zehn Minuten gewährte mir ein Mann Einblick in eine Welt, die noch viel schwieriger zu fassen ist als Drogenabhängigkeit. Er verabschiedet sich mit einem Lächeln, hinter dem sich Übermüdung und Frustration verborgen halten. Ich kann nur erahnen, mit was für Problemen andere Leute zurecht kommen müssen, wenn sie abhängig sind.

Ich wünsche dir einen guten Weg, Mo.

Dienstag, 1. Dezember 2009

Abhängen

Die Abkürzung BISS steht für "Bürger in sozialen Schwierigkeiten". 1,80 Euro kostet die Zeitschrift. 90 Cent gehen an den Verkäufer- Meist ein Gestrandeter, der sie in Münchens U-Bahnhöfen anbietet.

Die November-Ausgabe zeigt ein engmaschiges Labyrinth auf dem Titel. Darin ein verzweifelter Mensch, sitzend. Tabletten, Spritzen und Flaschen als mögliche Sackgassen. Thema: Sucht.

In einem Artikel die Geschichte von Peter Ernst. 49 Jahre alt, 37 Jahre lang Heroin-abhängig. Die erste Dosis mit zwölf. "Von den Provinz- Diskos der Siebziger bis in den Kunstpark der Neunziger" wird seine Karriere beschrieben. "Zum Rock das Heroin, zum synthetischen Sound das Ecstasy." Dazwischen Gefängnisaufenthalte, Obdachlosigkeit und Überdosis. Jetzt hilft ihm das Diamorphin-Programm der Regierung, ein weitestgehend normales Leben zu führen.

Es gibt Träume, die sind so einprägsam, dass man sie im Leben nicht vergisst. Einen davon hatte ich mit ungefähr zehn Jahren. Von Drogendealern gejagt, die mir eine Spritze verpassen wollen. Noch heute gibt mir der Gedanke daran ein mulmiges Gefühl, doch war es der Grundstein, von Heroin die Finger zu lassen. Die Gelegenheiten gab es schon. In der Jugend experimentiert man mit einigen Substanzen, aber vor Heroin hatte ich immer Respekt. Die Droge, die ich mir am häufigsten verabreichte, war natürlich Nikotin. Die erste, die letzte und zum Glück auch die harmloseste. Unvorstellbar nach einer anderen Droge so abhängig zu sein. Alkohol wäre ja schon ein lebenszerbrechendes Unterfangen. Amphetamine? Gute Nacht! (bzw. keine Nacht, weil kein Schlaf). Und über Heroin kann ich nur mutmaßen, aber die Junkies, die ich kennengelernt habe, machten einen mehr als bemitleidenswerten Eindruck (vorallem, wenn man sie auch als Nicht-Junkies kannte).

Die BISS hat mich über den Begriff "Abhängigkeit" nachdenken lassen. Es ist nicht nur das "abhängig sein", man kann auch aktiv "abhängen". Ist das nicht das, wenn man sich vor dem Fernseher fläzt oder sich am See von der Sonne braten lässt oder im Biergarten prostet? Einige brauchen ein Bier dazu, andere rauchen einen Joint. Sie relaxen. Doch wenn das Relaxen ein Dauerzustand wird, läuft das Leben Gefahr aus der Bahn zu geraten, kommt man doch mit den Anforderungen des Alltags nicht mehr zurecht.

Mein Bewältigungsfeld sind wie gesagt Zigaretten. Und selbst bei dieser vermeintlich harmlosen Sucht merke ich, wie sich Abhängen durch Abstinenz allmählich in Ärmel hochkrempeln verwandelt. In meinem Kopf reifen neue Pläne, Visionen und Tätigkeitsfelder. Ich spüre neue Energie, etwas anzupacken und mich den Herausforderungen zu stellen.





Vielleicht einer der Gründe, warum ich einen Albtraum hatte. Vielleicht einer der Gründe warum ich Heroin nie angefasst habe. Der einzige Cartoon, den ich kenne, in dem gestorben wird. Ein ziemlicher Schocker damals. (Falls der Player nicht funktioniert: Hier der Link zum Kopieren: http://www.youtube.com/watch?v=xrKMzHqzfjE

Donnerstag, 26. November 2009

Apropos Getränke (oder: die braune Siffe)

Ein Laster haben sie fast Alle. Wenn es nicht die Zigaretten sind, ist es der Alkohol und wenn es der nicht ist, dann zumindest der Kaffee. Ein Schulterklopfen aus Anerkennung für die, die keines davon in ihren Alltag aufgenommen haben; eines aus Mitleid für die, die allen Dreien nicht widerstehen.

Wenn es hochkommt, habe ich in meinem Leben fünf Tassen Kaffee getrunken. Die letzte etwa vor zehn Jahren. Schmeckt nicht. Auch keine Capuccino-Schokolade, Latte Macchiato oder irgendetwas Vergleichbares aus dieser Bohnen-Familie darf in mich eintreten. Gut so.

Ein Freund von mir bezeichnete "schwarze" oder "braune" Getränke sogar einmal als "Gift". Er fand, die Farbe deute ja schon an, dass sie nicht gesund sein können. Würde man den Reiz von Cola nicht kennen, dürfe man doch niemals auf die Idee kommen, sich eine schwarze Flüssigkeit in den Mund zu schütten. Es sei eine Signalfarbe; die Farbe von "Gesöff". Nein, schlimmer, von "Siffe". Zugegeben dieser Freund hat eine fanatische Einstellung was Emulgatoren betrifft und ist darüber hinaus militanter Vegetarier, aber ich stimme ihm bei seiner Farbanalyse durchaus zu.

Ich merke einen großen Unterschied, was meine Trinkgewohnheiten angeht: Ich trinke eigentlich nur noch Wasser.

Als Raucher war das anders. Mineralwasser nebst Zigarette zu konsumieren ergab ein ekelhaftes Mundgefühl. Ausgeschlossen. Es mussten kohlensäurehaltige Getränke sein. Als zweite Wahl standen Säfte oder Eistee im Kühlschrank.

Nun habe ich vor Kurzem eine alte Pfandflasche aus dem Kämmerchen gezerrt. In ihr befand sich noch ein kleiner Rest Cola-Mix. Um sie im Supermarkt abzugeben, leerte ich sie über dem Waschbecken aus. Dabei überkam mich die gerümpfte Nase. Na klar, das abgestandene Getränk runterzuschlucken wäre wohl jeder Zunge schlecht zu Gesicht gestanden, aber das war nicht mein Problem. Es ging rein um den Anblick von brauner, kohlensäurehaltiger Limonade, die aus ihrem Behälter entlassen wurde. Ich konnte mir nicht vorstellen, mit so etwas meinen Durst zu löschen. Ein sanftes Mineralwasser befriedigt dieses Verlangen heute viel besser. Es ist frisch und ich meine zu spüren, wie es meinen gesamten Körper durchströmt.

Ein paar Tage später ertappte ich mich in einer Pizzeria beim Siffe-Bestellen. Ich verschwendete gar keinen Gedanken an die Getränkewahl. "Spezi" kam einfach so aus meinem Mund heraus, bevor es dann später in flüssiger Form wieder hinein kam. Macht der Gewohnheit. Während ich schön fettig speiste, flutschte auch die selten gewordene braune Erfrischung ganz geschmeidig durch die Röhre. Weniger als willkommene Abwechslung, sondern mehr als alteingesessenes Ritual. Man kann/muss ja nicht alle Macken auf einmal ablegen.

Turnt sie dieses Bild an?